GR: Sanierung der Bauschadstoffe im Spöl auf gutem Weg

06. März 2024

Nachdem der Kanton Graubünden die vom Schweizerischen Nationalpark, den Engadiner Kraftwerken und drei Umweltverbänden eingereichte Sanierungsvereinbarung mit punktuellen Anpassungen gutgeheissen hat, kann die Sanierung des mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belasteten Flusses Spöl voraussichtlich im Jahr 2026 in Angriff genommen werden.

Im März 2023 haben der Schweizerische Nationalpark (SNP), die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) sowie die drei Umweltverbände Pro Natura, WWF und Aqua Viva den am Runden Tisch erarbeiteten optimierten Sanierungsvorschlag für den Fluss Spöl im Nationalpark dem Kanton Graubünden eingereicht. Die fünf Parteien hatten Beschwerde gegen die vom Kanton Graubünden im Jahr 2021 erlassene Sanierungsverfügung eingereicht und eine differenziertere Vorgehensweise gefordert. Diese sollte die räumlichen Verhältnisse im Flussbett und den unterschiedlichen Verschmutzungsgrad in den einzelnen Flussabschnitten besser berücksichtigen. Grundlage für die Optimierung bildeten detaillierte Aufnahmen des Flussbettes, gemeinsame Begehungen und eine zusätzliche Entnahme von Sedimentproben. Ziel aller Beteiligten war es, einen langjährigen Rechtsstreit zu vermeiden und mit der Sanierung des Spöls nicht länger zuzuwarten. 

Sanierung ab 2026
Ende November 2023 hat das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement des Kantons Graubünden (EKUD) den von den Parteien erarbeiteten Sanierungsvorschlag mit punktuellen Anpassungen im Rahmen eines Teil-Beschwerdeentscheids erlassen und damit den Weg für eine baldige Sanierung geebnet. Der nun von keiner Partei mehr bestrittene Teil-Beschwerdeentscheid bildet die Grundlage für die Planung und Umsetzung der Sanierungsarbeiten. EKW wird nun das Bauprojekt und das Baubewilligungsverfahren vorantreiben, damit der Spöl ab 2026 saniert werden kann. Die Beurteilung der Kostentragung der Sanierungsmassnahmen hat das EKUD einem zweiten Teilentscheid zugewiesen, welcher zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen wird. Diese Zweiteilung der Beschwerdepunkte entspricht ebenfalls dem Vorschlag der Parteien. 
EKW hat sich bereit erklärt, die Kosten für die Sanierung vorzufinanzieren. 

Sanierungsarbeiten
Durch die Sanierung sollen in den Abschnitten 1 bis 3 von 5 (rund 3 km) die PCB-haltigen Feinsedimente aus dem Flussbett entfernt werden. Dies geschieht primär durch das Ausbaggern des Flussbettes und der mechanischen Trennung des Feinmaterials von gröberen Kies- und Steinfraktionen. Das belastete feine Material wird thermisch entsorgt, das gereinigte Material wird wieder im Flussbett eingebracht. Darüber hinaus wird das Tosbecken unter der Staumauer Punt dal Gall nochmals komplett gereinigt.

Anschliessend wird der untere Teil des Spöls (restliche rund 2.5 km), in welchem die Messresultate im 2022 sehr geringe PCB-Belastungen zeigten, mittels gezielter Hochwasser gespült. Sollten sich danach die Belastungen mit PCB im Bereich der Mündung der Ova dal Fuorn als zu hoch erweisen, würde auch dieser Abschnitt saniert. Während der Ausführung der Sanierungsmassnahme erfolgt eine laufende Wirkungskontrolle. Zudem wird eine Belgleitgruppe eingesetzt, die den Informationsaustausch und die Abstimmung zwischen den Parteien und den Fachstellen gewährleistet. 
Ein Monitoring nach fünf bis sieben Jahren wird zeigen, wie der Zustand des Spöls nach der Sanierung ist. 


Hintergrund
Im September 2016 liess die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) Korrosionsschutzarbeiten durch eine spezialisierte Firma an der Staumauer Punt dal Gall oberhalb Zernez ausführen. Bei diesen, durch die Drittfirma durchgeführten Arbeiten gelangten wegen eines Lecks in der Baustellen-Abdichtung feine Partikel eines Rostschutzanstrichs ins Innere der Staumauer und von dort weiter in den im Schweizerischen Nationalpark (SNP) gelegenen Fluss Spöl. EKW-Mitarbeitende erkannten dies bei einer Kontrolle und meldeten es umgehend dem Amt für Natur und Umwelt (ANU).

In der Folge zeigten Messungen des ANU, dass die Sedimente des Oberen Spöls über eine Strecke von mehreren Kilometern mit giftigen Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet sind. Das besonders stark mit PCB belastete, 60 Meter lange Tosbecken direkt unter der Staumauer wurde im Jahr 2017 erfolgreich saniert. Umstritten blieb jedoch, ob und wie der darunterliegende, 5,6 km lange Flusslauf des Oberen Spöls saniert werden soll und wer die Kosten dafür trägt. 

Das ANU erliess am 12. Februar 2021 eine Verfügung und verpflichtete EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöls. Gegen diese Sanierungsverfügung erhoben SNP, EKW sowie Aqua Viva, Pro Natura und WWF aus unterschiedlichen Gründen Beschwerde an das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD). Bis zu einem rechtskräftigen Urteil würden Jahre vergehen – und selbst dann wäre möglicherweise nicht sicher, wie saniert würde. 

Der SNP, EKW sowie die drei oben genannten Umweltverbände suchten 2022 deshalb gemeinsam am Runden Tisch nach einem neuen, optimierten Sanierungskonzept. Um diese Projektausarbeitung durchführen zu können, ersuchten sie das EKUD, das Beschwerdeverfahren gegen die Sanierungsverfügung des ANU zu sistieren. Nachdem die Parteien vergleichsweise eine Lösung gefunden haben, wurde diese als gemeinsamer Sanierungsvorschlag ins kantonale Verfahren eingebracht. 

Der Kanton Graubünden ging in weiten Teilen auf den Vorschlag der Beschwerdeführenden Parteien ein und verfügte die Sanierung im Dezember 2023 mit einem Teil-Beschwerdeentscheid. Damit ist nun der Weg frei für die Erarbeitung des Bauprojekts, die Baueingabe, die Vergabe der Arbeiten und die Sanierung des Spöls.

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