Biathlon ohne Rücksicht auf die Natur

26. Mai 2020

Die Biathlon Arena Lenzerheide plant eine Rollskibahn mitten durch ein sensibles Auerhuhngebiet. Für den Elitesport werden 9000 Quadratmeter Wald gerodet. Die Regierung genehmigt die Planung für das Projekt, obwohl keine Rodungsbewilligung oder ein ornithologisches Gutachten vorliegen. WWF und Pro Natura wollen das wertvolle Naturgebiet schützen und haben eine Beschwerde gegen die Ortsplanungsrevision der Gemeinde Lantsch/Lenz eingereicht.

Die Biathlon Arena Lenzerheide will zu einer der grössten Sommertrainingsanlage Europas werden. Darum plant sie, die Rollskibahn um das Dreifache auszubauen, von 1.6 auf 5.2 Kilometer Länge. Die 3.5 Meter breite und asphaltierte Rollskibahn soll auf weiten Strecken durch den Wald, nahe an Flachmooren vorbei oder gar darüber und mitten durch ein Auerhuhngebiet führen, das damit zerschnitten wird. Die neue Rollskibahn ist fast so breit wie eine Strasse, dafür müssen rund 9000 Quadratmeter Wald gerodet werden. «Dieses Projekt führt zu massiven Eingriffen im Wald und bedroht ein schützenswertes Naturgebiet», sagt Armando Lenz, Pro Natura Graubünden. Die Regierung hat der Nutzungsplanung zugestimmt, obwohl weder eine Rodungsbewilligung noch ein ornithologisches Gutachten vorliegen.

Ohne Rücksicht auf Schutzkonzept

Der Wald in Bual ist ein wichtiger Rückzugsort und Tageseinstand für verschiedene Wildtierarten, unter anderem für das stark gefährdete Auerwild. Im kantonalen Auerhuhn-Konzept steht ausdrücklich, dass auf den Bau neuer touristischer Infrastrukturanlagen in den Auerhuhn-Lebensräumen zu verzichten sei. Die geplante Rollskibahn würde den Auerhuhn-Lebensraum Bual zerschneiden und massive neue Störungen in das Gebiet bringen. Diese Mehrbelastung für die sehr störungsempfindlichen Auerhühner könnten dazu führen, dass sie diesen Lebensraum aufgeben.  Damit zerstört man eine wichtige Verbindung zwischen zwei Kernlebensräumen des Auerwilds. Die gesamte Auerwildpopulation im Gebiet Lenzerheide-Brienz würde stark geschwächt.

Vorschneller Entscheid ohne Grundlagen

Ob die grossflächigen Rodungen in diesem ökologisch sehr sensiblen Gebiet überhaupt zulässig sind, wurde nicht geklärt. Weder das kantonale Amt für Wald und Naturgefahren noch das Bundesamt für Umwelt haben bis heute zur Rodung Stellung genommen. «Ohne diese Rodungsbewilligung hätte die Regierung die Nutzungsplanung für das Projekt gar nicht bewilligen dürfen», betont Anita Mazzetta vom WWF Graubünden.

Schonendere Varianten wären durchaus machbar. Geradezu rücksichtslos gegenüber der Natur ist die Tatsache, dass solche Varianten nicht seriös geprüft wurden. Die Regierung konnte so keine umfassende Abwägung zwischen den Nutzungsinteressen und dem Arten- und Biotopschutz vornehmen, ihr Entscheid ist deshalb schlicht nicht nachvollziehbar

Die Biathlonanlage ist bereits heute top ausgebaut. Seit 2017 hat sie die A-Lizenz für Weltcup- und WM-Rennen. Bereits beim Bau der Biathlonanlage war zudem allen klar, dass die Anlage in einem ökologisch sehr sensiblen Gebiet erstellt wird und deshalb kaum erweitert werden kann.  Gerade darum kann es nicht angehen, dass diese Elitesport-Anlage nun Schritt für Schritt immer mehr Raum auf Kosten der Natur in Anspruch nimmt.

 

Weitere Auskünfte:
Ruedi Bucher, Stv.Geschäftsführer Pro Natura Graubünden, 081 253 56 45
Anita Mazzetta, Geschäftsleiterin WWF Graubünden, 076 500 48 18

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