Das Naturparadies in der Val Mora soll erhalten bleiben

29. Juni 2021

Die Val Mora ist eines der letzten Wildnis-Gebiete im Alpenraum. Das Hochtal im Val Müstair bietet vielen seltenen Vögeln Lebensraum und ist ein wichtiges Wildeinstandsgebiet. Doch mit dieser Ruhe und Abgeschiedenheit wird es bald vorbei sein, wenn die geplante SAC-Hütte auf der Alp Sprella gebaut wird. Für Wildtiere hat das erhebliche Folgen. Deswegen setzen sich die Umweltorganisationen für eine intakte Alp Sprella ein.

Die Val Mora gehört zu den wildesten und abgelegensten Hochtälern der Schweiz: Die Landschaft dieses Seitentals im Val Müstair ist geschützt. Sie bietet vielen seltenen und bedrohten Wildtierarten äusserst wertvolle Lebensräume. Darunter sind auch sehr störungsempfindliche Vogelarten wie das Auer- und Birkhuhn, sowie der Bartgeier und Steinadler, die in der Val Mora brüten. „Dieses Naturparadies und Refugium für Wildtiere muss für die Zukunft erhalten und darf nicht einer stärkeren Freizeitnutzung geopfert werden“, sagt Anita Mazzetta vom WWF Graubünden. Darum wehren sich WWF, Pro Natura und Stiftung Landschaftsschutz Schweiz gegen die geplante SAC-Hütte mit 54 Betten auf der Alp Sprella und legen beim Verwaltungsgericht Beschwerde ein.

 

Besucherlenkung ist reine Augenwischerei

In den letzten 15 Jahren hat die Freizeitnutzung in der Val Mora durch Mountainbiker stark zugenommen. Eine SAC-Hütte auf der Alp Sprella würde nochmals sehr viel mehr Touristen anlocken. Die Konflikte mit Wildtieren würden massiv zunehmen, so auch mit den sensiblen Auer- und Birkhühnern, und dies in der heiklen Periode der Jungenaufzucht. Mit der Übernachtungsmöglichkeit kommen neu auch Störungen in der Dämmerung dazu, also während der Futtersuche. „Die ökologische Tragfähigkeit des Val Mora könnte in Zukunft ihre Grenze erreichen und teilweise überschreiten“, schreibt das Institut Umwelt und Natürliche Ressourcen der ZHAW dazu in einem vom SAC in Auftrag gegebenen Gutachten. Das Institut empfiehlt darum Lenkungsmassnahmen für Besucher. Für die Umweltorganisationen ist die Besucherlenkung jedoch reine Augenwischerei. Sie haben sich daher von Anfang an für die Natur und gegen eine Umnutzung der Alp Sprella gewehrt.

 

Durch das neue Angebot an Übernachtungsplätzen werden auch die Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzergruppen zunehmen. Und wo Dichtestress herrscht, werden früher oder später Entflechtungen mit neuen Wegen, Rastplätzen und ähnlichem mehr gefordert – für Biker, für Wanderinnen, für Freizeitsuchende. Ein Aus- und Neubau vom Angebot bringt jedoch weitere Störungen für die Wildtiere. Erfahrungsgemäss halten sich zudem nie alle Nutzer an die vorgegebenen Wege oder Infotafeln und sind lenkungsresistent. Früher oder später wird auch die Nachfrage nach einer Öffnung der SAC-Hütte im Winter folgen, dann kommen noch Schneeschuhläuferinnen und Tourenskifahrer dazu, was die Wildtiere in ihrer Winterruhe erheblich stören würde. „Zahlreiche Beispiele im Kanton Graubünden zeigen deutlich, dass neue Projekte eine Nutzungs-Spirale in Gang setzen, die weder gebremst noch gestoppt werden kann“, sagt Armando Lenz von Pro Natura Graubünden. Der beste Schutz für Auerhuhn, Birkhuhn, Steinadler und Bartgeier ist darum der Verzicht auf die Schaffung eines neuen Freizeitangebotes in der Val Mora.

 

Die Umnutzung verletzt das Raumplanungsgesetz

Eine SAC-Hütte in der Val Mora würde zu massiven Konflikten mit geschützten und bedrohten Tierarten in diesem abgelegenen Hochtal führen, die mit einer Lenkung der Besucher nicht in den Griff zu bekommen sind. Der Schutz der bedrohten Wildtiere und dieser einzigartigen Landschaft überwiegen klar den Interessen nach einem bequemen Übernachtungsangebot in der Val Mora. Für Biker und Wanderer ist die Route durch die Val Mora zudem problemlos in einem Tag machbar. Eine Hochgebirgsunterkunft für Bergsteiger und Kletterer ist in der Val Mora nicht nötig. Für die Umnutzung der Alp Sprella in eine SAC-Hütte fehlt damit der Bedarf und die Standortgebundenheit. „Für uns ist klar, dass die Umwandlung der Alp Sprella in eine SAC-Hütte auch aus raumplanerischen Gründen nicht bewilligt werden kann“, betont Raimund Rodewald von der Stiftung für Landschaftsschutz Schweiz.

 

 

Kontaktpersonen:

Anita Mazzetta, WWF Graubünden, 081 250 23 00 oder 076 500 48 18
Franziska Grossenbacher, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, 076 304 43 58
Ruedi Bucher, Pro Natura Graubünden, 081 253 56 45

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